„Zwei wunderbare Kinder, eine 250 Quadratmeter große Villa, drei Autos vor der Tür. Stammspieler bei Werder Bremen. Der meist gefürchtete Abwehrspieler der Bundesliga. Europapokalsieger. Ich hatte alles.“

 

So beginnt Uli Borowka seine Biografie »Volle Pulle – mein Doppelleben als Fußballer und Alkoholiker«. Der Fußballer und Privatmensch Uli Borowka war Mitte der Neunziger auf dem Gipfel. Eigentlich. Doch schon längst zerfraß die Alkoholsucht sein Leben. Es war die Sucht, die Borowka gewalttätig gegen seine eigene Frau werden ließ, ihm seine erste Familie nahm, seine Karriere ruinierte – und beinahe auch sein Leben beendete. Ein Selbstmordversuch im März 1996 scheiterte, es folgten vier Jahren in der Alkoholiker-Hölle, ehe alte Freunde aus Fußballerzeiten den ehemaligen Nationalspieler in die Suchtklinik Bad Fredeburg einlieferten. Die vier Monate Entzug befreiten ihn von der Sucht. Mit dem Leben danach musste Borowka selber fertig werden.

Er hat es geschafft. Er fand eine neue Frau, Claudia, bekam mit ihr eine Tochter, gründete eine Familie. Vor allem dank der Hilfe seiner Frau fand er wieder Anschluss im beruflichen Leben, organisierte Fußballschulen und Trainingscamps mit Kindern. 2011 entschied er sich, sein Leben aufschreiben zu lassen. Im Herbst 2012 erschien seine Biografie.

Sie erzählt ein Leben von den Anfängen auf den Ascheplätzen im Sauerland, über das erste Probetraining 1980 bei Borussia Mönchengladbach unter dem damaligen Trainer Jupp Heynckes, die ersten Gehversuche in der Bundesliga und der Entwicklung hin zu einem der besten und härtesten Verteidiger des deutschen Fußballs. Ein Leben, dass sich mit dem Wechsel zu Werder Bremen 1987 noch einmal ändern sollte. Eine Karriere, die in zwei Deutschen Meisterschaften, zwei Pokalsiegen und dem Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 1992 gipfelte. 1988 wurde Borowka in die Nationalmannschaft berufen und nahm an der EM im eigenen Land teil. 1996 endete seine Zeit bei Werder Bremen auf unrühmliche Weise – nach diversen Eskapaden wurde Borowka entlassen. Es folgten Engagements für Tasmania Berlin, Hannover 96, Widzew Lodz, und dem FC Oberneuland, ehe die aktive Karriere des Fußballers und Alkoholikers Uli Borowka 1998 endgültig austrudelte.

Uli Borowka hat die Chance auf ein zweites Leben bekommen – und sie auch genutzt. Seit seinem Entzug im Jahre 2000 ist er trocken. Er lebt mit seiner Familie in Berlin und hat die neue Popularität nach der Veröffentlichung seiner Biografie genutzt, um auf die Ursachen, Auswirkungen und Folgen des suchtbedingten Alkohol- und Drogenkonsums aufmerksam zu machen. In unzähligen Interviews in Zeitungen, Radio und TV hat er sich dabei als schonungslos offener Kritiker – insbesondere mit Blick auf sein eigenes Fehlverhalten – einen Namen gemacht.

Mit der Gründung des »Uli Borowka Suchtprävention und Suchthilfe e.V.« hat Borowka nun gemeinsam mit seiner Frau und fünf weiteren Gründungsmitgliedern einen weiteren Schritt getan.